Sexueller Kindesmissbrauch in rituellen und organisierten Gewaltstrukturen

Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs sprach im November 2017 mit Expertinnen und Experten im vertraulichen Rahmen über sexualisierte Gewalt in rituellen und organisierten Gewaltstrukturen.

Die Aufarbeitungskommission hatte für dieses vierte Werkstattgespräch zum Thema Sexueller Kindesmissbrauch in rituellen und organisierten Gewaltstrukturen namhafte Fachleute für Psychotraumatologie und Traumatherapie eingeladen, darunter Dipl. Psych. Michaela Huber, Claudia Igney, Dr. Ursula Gast, Prof. Ulrich Sachsse, u.a.

Claudia Igney, Mitarbeiterin von Vielfalt e. V., betrachtete das Werkstattgespräch als einen ersten wichtigen Schritt: „Dieses Gespräch zu ritueller Gewalt ist ein enormer Fortschritt. Trotzdem brauchen wir noch mehr Unterstützung vielfältigster Art. Wir brauchen endlich eine solide Finanzierung der spezialisierten Fachberatungsstellen. Wir reden seit 30 Jahren über sexuelle Gewalt und haben noch immer nicht genügend Ressourcen.“

Dr. Brigitte Bosse, ärztliche Psychotherapeutin und Leiterin des Traumainstituts Mainz, forderte: „Die Forschung muss noch stärker vorangetrieben werden, um das Tabu der Dissoziativen Identitätsstörung zu brechen. Ich wünsche mir, dass die Kommission dazu beitragen kann, das Tabu um Traumafolgestörungen zu durchbrechen.“

Sabine Weber, selbst Überlebende organisierter ritueller Gewalt, arbeitet heute als Traumafachberaterin im Trauma Hilfe Zentrum München. Sie berät Betroffene von Ritueller Gewalt und Mind Control und begleitet beim Ausstieg aus organisierten Tätergruppen. Sabine Weber weiß: “Menschen, die in einem ideologischen Kontext aufgewachsen sind, brauchen einen bestimmten Grund, um auszusteigen. Denn mithilfe von Ideologien werden sie so trainiert, dass sie eine sehr starke Bindung  an die Gruppe entwickeln.“

Die ExpertInnen sind sich einig: „Fast alle Therapeutinnen und Therapeuten, die mit Betroffenen von ritueller Gewalt arbeiten, halten das, was Patientinnen und Patienten ihnen berichten für glaubhaft und erlebnisbasiert.“ Sie setzen sich dafür ein, dass „die Thematik ernst genommen werden muss, diese Strukturen existieren wirklich“ und fordern die Finanzierung von Hilfen „für Menschen, die sich entscheiden, aus den Strukturen auszusteigen“.

Prof. Dr. Peer Briken stellte das Forschungsprojekt „Professionelle Begleitung von Menschen, die sexuelle Gewalt und Ausbeutung, im Besonderen organisierte rituelle Gewalt, erlebt haben: Die Perspektive der Betroffenen und der Fachkolleg_innen“ vor.
Dipl. Psych. Susanne Nick, stellvertretende Leitung der Spezialambulanz für Traumafolgestörungen der Universitätsklinik Hamburg, untersucht die Unterstützungsmöglichkeiten im psychosozialen Hilfesystem für Betroffene von ritualisierter Gewalt.
Für die Studie wurden Betroffene und BehandlerInnen befragt, um Daten zur aktuellen Versorgungssituation, Vorkommen und spezifischen Bedarfen nach sexueller Gewalt, im Besonderen organisierter ritueller Gewalt, in Deutschland zu erheben.


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